Geschichte der karibischen Paartänze

Rumba  Danzon   Son   Merengue  Bolero  Mambo  ChaChaChá  Cumbia  Salsa  Vallenato von Jördis und Henry Guzmán 1997 (Juan Carlos bedank sich sehr bei Jördis und Henry Guzmán, da sie eine großen Leistung beim Schreiben dieser Texten erbracht haben. y que viva la salsa!

Der Son

Der son spiegelt die kubanische Seele wider, er ist música mulata - Mulattenmusik, von Europa und Afrika in Kuba. (Nicolás Guillén) 

Zum Markenzeichen der kreolischen Kultur wurde der son, weil sich zum ersten Mal weiße und scharze Kubaner mit derselben Musik indentifizieren konnten. In den zwanziger Jahren verbreitete sich der son über die gesamte Insel und in die Städte. An jeder Straßenecke hörte man seinen lasziv synkopierten Rhythmus. Die Musiker begleiteten sich auf handlichen leichten Instrumenten: dem tres (einer kleinen Schwester der spanischen Gitarre), Bongotrommeln, maracas (hierzulande als Rumbakugeln bekannt) und den claves. Als Bass fungierte meist eine leere Flasche. Als nun der son zum beliebtesten Tanz der Haupstadt avancierte und die tanzwütigen Habaneros immer größere Tanzsäle füllten, erwies sich diese Instrumentierung als zu dürftig. So kamen Gitarre, Kontrabass und Trompete hinzu - die instrumentale Grundausstattung der zahllosen sextetos und septetos im Havanna der zwanziger Jahre. 

Der blinde Tres-Spieler Arsenio Rodríguez leitete 1940 eine neue Phase für den son ein: Er fügte dem traditionelln Son-Septett zwei Trompeter, zwei Sänger, einen Pianisten und einen Conga-Spieler hinzu, nannte diese Orchsterform conjunto und produzierte einen spezifischen Klang, den man heute als Wegbereiter der New Yorker salsa erkennen kann. Bekanntester sonero dieser Zeit war Benny Moré, dessen Platten noch heute in Kuba gerne gehört und gekauft werden. Insbesondere galt er als Meister des son montuno, der schnellsten und temperamentvollsten Variante des son aus den Bergen des Ostens, der oft in großer Orchesterbesetzung gespielt wird. 

In den vierziger und fünfziger Jahren machten dem son zwei neue kubanische Rhythmen Konkurrenz, die um die Welt gingen Mambo und Chachachá Alle drei Tänze werden traditionell von Charanga-Orchestern gespielt, deren Klang entfernt an europäische Kaffeehaus-Orchester erinnert: leicht zittrige Geigen, ein sanft verstimmtes Klavier, eine konzertante Querflöte, ein rhythmischer Kontrabass und die hier spezifische karibische Perkussion. 

In dem Lied "Mi salsa Cubana" von Septeto Raison heißt es: "...im kubanischen Salsa-Topf köcheln son, mambo, guaguancó und chachachá vor sich hin und verbreiten einen unwiderstehlichen Duft." 

In den siebziger Jahren gelangte der son schließlich in die USA. Bekannte Namen wie Celia Cruz oder Tito Puente sorgten dafür, daß er speziell in der Musik- und Nachtclubszene von New York rasch begeisterte Anhänger fand. Das wachsende Interesse stieß bald auf die Resonanz der Medienindustrie: sie begann den son unter dem Begriff salsa (scharfe Soße) weltweit zu vermarkten. Ein typisches Produkt dieser kommerzialisierten Variante ist beispielsweise die salsa romantica, die auch dem "weniger feurigen" amerikanischen bzw. europäischen Geschmack entsprach und sich international durchsetzen konnte. 

In der Salsa-Szene der USA gibt es wohl kaum ein Fest, das die Latinogemeinde so sehr herbeisehnt, wie das große Straßenfest in Miamis achter Straße. La Calle 8 verwandelt sich in jedem Frühjahr für drei Tage und Nächte in eine Party- und Tanzzone besonderer Art. Die bekanntesten Salsa- und Merengue-Gruppen sind zu Gast und spielen rund um die Uhr für ihre Fans. Miami gilt als Hochburg der Salsa- und Merengue-Kultur, seit sich dort hunderttausende von Exil-Kubanern niedergelassen haben. Sie sorgten nicht nur für eine eigene Infrastruktur mit Wohnvierteln, Clubs und Läden, sondern lockten auch Menschen aus Kolumbien, Brasilien, Venezuela und anderen südamerikanischen Ländern an. Entsprechend bunt und vielseitig präsentiert sich die Musikszene der Stadt, in der die unterschiedlichsten Stile und Nationen verschmelzen. 

Von New York aus erfaßte die salsa den gesamten karibischen Raum. So brachte Richy Rey 1968 die Salsa-Musik auch nach Baranquilla an der kolumbianischen Karibik-Küste, dem Zentrum der Cumbia-Musik und des zweitberühmtesten Karnevals in Amerika. Die dortigen Bewohner nahmen diese Musik als etwas eigenes auf. So ist Baranquilla auch bekannt für seine picos und seine Straßenfeste. Picos sind kleine, bunt mit folkloristischen Themen bemalte Lastwagen mit fest installierten riesigen Lautsprecherboxen. Leute aus einer Straßenzeile schließen sich zusammen, mieten einen pico, sperren die Straße ab und verwandeln sie in eine Tanzpiste. Sie stellen Stühle und Tische heraus und laden die Nachbarn der anliegenden Straßenzüge zu ihrem Fest ein... 

Während des Karnevals findet in Baranquilla ein großer Orchesterwettstreit mit mehr als 30.000 Besuchern statt. König diese Festivals ist Joe Arroyo. Achtmal wurde er mit dem höchsten Preis, dem Congo de Oro, ausgezeichnet. Auch auf dem jährlich in Cartagena organisierten größten Musik-Festival der Karibik ist er der Star seiner Heimatstadt. In seiner zwanzigjährigen Musikkarriere hat sich der aus ärmsten Verhältnissen stammende Joe in die Herzen der Menschen gesungen. 

Als eigentliche Hauptstadt der Salsa-Musik gilt in Kolumbien allerdings Cali, die Stadt der Rumba. Ihr zugehöriges Land, das Valle ist der größte Zuckerrohrproduzent Kolumbiens. Durch die Vielzahl ehemaliger schwarzer Plantagensklaven erscheint die Rassenmischung eher afrikanisch. Außerdem gab es über den nahegelegenen Pazifikhafen Buenaventura in diesem Jahrhundert eine ständige Immigration von Fremden, angezogen von dem wirtschaftlichen Reichtum der Valle-Region und deren Hauptstadt Cali. Die musikalische Sensibilität der Schwarzen und Mulatten hat der Salsa-Musik in Cali zum Durchbruch verholfen. Schon in den sechziger Jahren wurden die ersten Salsagruppen gegründet u.a. Fruko y sus tesos. Heutzutage gibt es unzählige Salsotecas, in denen man sowohl tanzen als auch Musik hören kann. Im Juanchito, einem ganzen Salsa-Dorf in der Nähe Calis, das nur aus Tanzschuppen besteht, verbringt die Bevölkerung das ganze Wochenende. 

Zwischen Weihnachten und Neujahr feiert die Stadt ihr jährliches Fest - die "Feria de Cali". Mit Stierkämpfen und Umzügen, aber haupsächlich als eine große "Rumba" auf allen Straßen und Plätzen, in den Barrios und im Fußballstadion, wo anläßlich des Festivals der Orchester in einem musikalischen Marathon von 12 Stunden etwa 30 nationale und internationale Orchster defilieren. Hier treten die großen Stars der Salsa-Musik auf: Celia Cruz, Ruben Blades, Oscar d´Leon, Marc Anthony, Rey Ruiz etc. und die besten der etwa hundert kolumbianischen Salsa-Orchester wie Grupo Niche oder Guyacan.