Zuallererst waren die Vallenato-Musiker Troubadoure und Spieler; Männer, die
übers Land zogen und ihre Freunde, die Natur aber vor allem die Frauen und
die Liebe besangen. Ebenso wurden auf diesem Wege schnell die letzten
Ereignisse und Nachrichten übermittelt. Gesungen und musiziert erschienen
sie viel lebendiger und gefühlvoller als in jedem anderen
Kommunikationsmedium. So reisten die Musiker auf Eseln und Pferden durch die
Küstenregionen und säten Liebe und Kinder...
Das Akkordeon soll
einer Legende zufolge um die Jahrhundertwende mit einem Schiff aus
Deutschland gekommen sein. Ein Schiff mit einer Ladung von Instrumenten für
Argentinien mußte aufgrund eines Maschinenschadens an der Guajira, der
kolumbianischen Karibik-Küste, landen. Die Akkordeons wurden an türkische
Händler verkauft, die sie an die schwarzen Arbeiter der Baumwoll- und
Bananenplantagen weiterverkauften. Sechs Monate mußten die Arbeiter sparen,
um sich dieses Instrument leisten zu können. Wenn sie dann endlich in der
Lage waren, ein Akkordeon zu erstehen, liefen sie stolz spielenderweise
durch die Straße des Dorfes und die ganze Bevölkerung hinter ihnen her. Die
Akkordeons wurden mit nationalen Motiven wie Papageien bemalt und mit
kleinen Spiegeln dekoriert. Keiner jedoch war imstande, ihre Besitzer zu
unterrichten, so daß aus den Hütten bald ein ganz eigener Stil zu erklingen
begann.
Die Lieder strömten
einfach aus den Herzen der Spieler. Noch heute sagt man, daß der
Vallenato-Stil nicht zu erlernen ist - er kann nur gefühlt werden. Die
Akkordeonspieler stammten aus einer Region, in der Magie und Verzaubern aus
Liebe und Haß so selbstverständlich wie das tägliche Brot waren - ein
Pantheon der exotischen Charaktere aus "Hundert Jahre Einsamkeit". Die
ersten Meister des Akkordeonspiels wie Abel Antonio Villa und Francisco
Moscote tauchten auf. Um diesen letzten ringen sich unzählige Legenden, die
durch Gabriel Garcia Marquez sogar Eingang in die Weltliteratur gefunden
haben. Francisco Moscote soll "Francisco El Hombre" gewesen sein, ein
Troubadour, der in der ganzen Küstenregion Kolumbiens berühmt war. Eines
Tages, nach einer durchfeierten Nacht, ritt er auf seinem Pferd ins nächste
Dorf. Auf dem Weg soll ihm der akkordeonspielende Teufel begegnet sein. In
einem Akkordeon-Duell konnte Francisco diesen besiegen dank eines spontan
komponierten Liedes, das mit folgender Zeile beginnt:
"Dies ist die Liebe, die Liebe, die mich bewegt; während eines Festes
erinnere ich mich nie des Todes...".
In dieser Zeit wurde
die Musik nur gehört, erst im folgenden begannen die Zuhörer auch zu tanzen.
Später entstanden auch verschiedene Vallenato-Stile:
el paseo, ein langsamer, romatischer Stil mit längeren Akkordeon-Einlagen
paseaito, eine von Alfredo Gutierrez und Calixto Ochoa entwickelte Variation
des paseo,
la puya, schell und rhythmisch,
callenato-cumbia und
la piquería.
La
piquería ist wie ein Hahnenkampf, in dem sich zwei Akkordeonspieler
gegenüberstehen und mit vierzeiligen gereimten Versen den anderen zu
übertrumpfen versuchen. Dabei muß der Gegener sein Lied immer mit den
letzten zwei Zeilen des anderen beginnen. Zusätzlich wird dieses Duell vom