Rumba
ist in Kuba der Oberbegriff für drei sehr verschiedene Rhythmen: yambú,
columbia und guaguancó. Der yambú ist ein heute ziemlich aus der Mode
gekommener Paartanz. Die columbia dagegen gibt als reiner Männertanz Raum
für akrobatische Choreografien. Und schließlich ist das, was in Europa
heutzuta ge als Salon-Rumba bekannt ist, nichts anderes als eine Version
des kubanischen guaguancó. Die alten schwarzen Musiker in Kuba bestehen
auf der Feststellung, daß der guaguancó ursprünglich überhaupt kein
Paartanz war, sondern vor allem ein Gesang; so etwa wie eine klingende
Zeitung. Der Guaguancó-Sänger unterhielt sein Publikum mit gesungenen
Geschichten und Anekdoten, er kommentierte mit deftigem Humor politische
Ereignisse und Skandale, er karikierte Aufseher, weiße Herren und
Politiker oder plauderte über Klatsch und Tratsch aus dem Stadtviertel,
dem barrio. Erst seit Anfang dieses Jahrhunderts wurde dem gesungenen Teil
des guaguancó ein getanzter Teil mit einer recht anzüglichen, um nicht zu
sagen pornografischen Choreografie angehängt. Tänzer und Tänzerinnen
demonstrieren das Ritual der Eroberung, in dem der Hahn die Henne
umkreist. Die Zuschauer stehen im Kreis um die tanzenden Paare und
kommentieren mit rhythmischen Klatschen, Pfiffen, Rufen und Gelächter den
getanzten Geschlechterkampf, der traditionell mit der neckischen
Ergebenheitsgeste der Frau endet: Sie erlaubt, daß der Mann ihr Becken
"impft" - vacunao nennt man dies auf kubanisch. Allerdings bestehen auch
viele Frauen darauf, sich nicht vacunieren zu lassen, als Zeichen
tänzerischer Geschicklichkeit.
Die
Choreografie des guaguancó beschreibt ebenso eindeutig wie eindrucksvoll
die Symbiose, die in der kubanischen Kultur stattgefunden hat. Man erkennt
Gestik und Mimik des Flamenco, die Tanzschritte der kleinen Abakuá-Teufel,
den Manila-Umhang und die kubanische Sandale. Man hört den afrikanischen
Rhythmus und die Tiefgründigkeit des andalusischen cante jondo. (Miguel
Barnet) Ursprünglich spielte man die
rumba mit Trommeln. Als diese jedoch in der Kolonialzeit verboten wurden,
wich man auf Kabeljau-Kisten (cajones), Schubladen oder ähnliches aus. Die
cajones ersetzten die Trommeln vorzüglich, da sie aus einem Holz gefertigt
wurden, das beim Trommeln einen schönen sonoren Klang hervorbrachte.
Deshalb wurden sie auch nach der Aufhebung des Trommelverbots gerne
weiterbenutzt. Eine
rumba beginnt immer mit dem "Alarm", den die claves (zwei Klanghölzchen)
schlagen und der von einem lalaleo der Sänger begleitet wird, sozusagen
das Zeichen für die Anwesenden, daß das Fest nun beginnt. Nachdem der oder
die Vorsänger einen Satz oder einen längeren Text improvisiert haben,
wiederholt der Chor den Refrain immer wieder, bis sich die Trommler in
komplizierte rhythmische Strukturen steigern, wonach der Tanz beginnen
kann. Aus den spanischen Traditionen stammen andere Tänze und Liedformen
wie z.B. der guajiro, den die weißen Bauern zu festlichen Gelegenheiten
aufspielten. Auch hier wird viel improvisiert - die Sänger kommentieren in
Wechselgesängen (controversias campesinas) alltägliche Begebenheiten oder
politische Verhältnisse.