Geschichte der karibischen Paartänze

Rumba  Danzon   Son   Merengue  Bolero  Mambo  ChaChaChá  Cumbia  Salsa  Vallenato

von Jördis und Henry Guzmán 1997 (Juan Carlos bedank sich sehr bei Jördis und Henry Guzmán, da sie eine großen Leistung beim Schreiben dieser Texten erbracht haben. y que viva la salsa!

Rumba

Rumba ist in Kuba der Oberbegriff für drei sehr verschiedene Rhythmen: yambú, columbia und guaguancó. Der yambú ist ein heute ziemlich aus der Mode gekommener Paartanz. Die columbia dagegen gibt als reiner Männertanz Raum für akrobatische Choreografien. Und schließlich ist das, was in Europa heutzuta ge als Salon-Rumba bekannt ist, nichts anderes als eine Version des kubanischen guaguancó. Die alten schwarzen Musiker in Kuba bestehen auf der Feststellung, daß der guaguancó ursprünglich überhaupt kein Paartanz war, sondern vor allem ein Gesang; so etwa wie eine klingende Zeitung. Der Guaguancó-Sänger unterhielt sein Publikum mit gesungenen Geschichten und Anekdoten, er kommentierte mit deftigem Humor politische Ereignisse und Skandale, er karikierte Aufseher, weiße Herren und Politiker oder plauderte über Klatsch und Tratsch aus dem Stadtviertel, dem barrio. Erst seit Anfang dieses Jahrhunderts wurde dem gesungenen Teil des guaguancó ein getanzter Teil mit einer recht anzüglichen, um nicht zu sagen pornografischen Choreografie angehängt. Tänzer und Tänzerinnen demonstrieren das Ritual der Eroberung, in dem der Hahn die Henne umkreist. Die Zuschauer stehen im Kreis um die tanzenden Paare und kommentieren mit rhythmischen Klatschen, Pfiffen, Rufen und Gelächter den getanzten Geschlechterkampf, der traditionell mit der neckischen Ergebenheitsgeste der Frau endet: Sie erlaubt, daß der Mann ihr Becken "impft" - vacunao nennt man dies auf kubanisch. Allerdings bestehen auch viele Frauen darauf, sich nicht vacunieren zu lassen, als Zeichen tänzerischer Geschicklichkeit. 

Die Choreografie des guaguancó beschreibt ebenso eindeutig wie eindrucksvoll die Symbiose, die in der kubanischen Kultur stattgefunden hat. Man erkennt Gestik und Mimik des Flamenco, die Tanzschritte der kleinen Abakuá-Teufel, den Manila-Umhang und die kubanische Sandale. Man hört den afrikanischen Rhythmus und die Tiefgründigkeit des andalusischen cante jondo. (Miguel Barnet)  Ursprünglich spielte man die rumba mit Trommeln. Als diese jedoch in der Kolonialzeit verboten wurden, wich man auf Kabeljau-Kisten (cajones), Schubladen oder ähnliches aus. Die cajones ersetzten die Trommeln vorzüglich, da sie aus einem Holz gefertigt wurden, das beim Trommeln einen schönen sonoren Klang hervorbrachte. Deshalb wurden sie auch nach der Aufhebung des Trommelverbots gerne weiterbenutzt.  Eine rumba beginnt immer mit dem "Alarm", den die claves (zwei Klanghölzchen) schlagen und der von einem lalaleo der Sänger begleitet wird, sozusagen das Zeichen für die Anwesenden, daß das Fest nun beginnt. Nachdem der oder die Vorsänger einen Satz oder einen längeren Text improvisiert haben, wiederholt der Chor den Refrain immer wieder, bis sich die Trommler in komplizierte rhythmische Strukturen steigern, wonach der Tanz beginnen kann. Aus den spanischen Traditionen stammen andere Tänze und Liedformen wie z.B. der guajiro, den die weißen Bauern zu festlichen Gelegenheiten aufspielten. Auch hier wird viel improvisiert - die Sänger kommentieren in Wechselgesängen (controversias campesinas) alltägliche Begebenheiten oder politische Verhältnisse.