Geschichte der karibischen Paartänze

Rumba  Danzon   Son   Merengue  Bolero  Mambo  ChaChaChá  Cumbia  Salsa  Vallenato von Jördis und Henry Guzmán 1997 (Juan Carlos bedank sich sehr bei Jördis und Henry Guzmán, da sie eine großen Leistung beim Schreiben dieser Texten erbracht haben. y que viva la salsa!

Cumbia

Cumbia! Tanz der Schwarzen, Tanz meiner Heimat! Eine ganze Rasse schreit auf in diesen elektrischen Bewegungen, den verrenkten Pirouetten der epileptischen Glieder... (Jorge Angel) 

Die cumbia oder cumbiamba gilt als der traditionell wichtigeste Musikstil an der kolumbianischen Karibik-Küste. Ihr Name entstammt dem Wort cumbé, einem populären afrikanischen Tanz aus der Region von Batá in Guinea. Dabei bedeutet "cum" Trommel und "ia" sich bewegen, sich schütteln. Ursprünglich von den Sklaven nach Kolumbien gebracht, vermischte sich der cumbé im Laufe der Zeit mit indianischen und spanischen Elementen und wandelte sich so in die cumbia, einem Tanz der Mestizen. 

In der Kolonialzeit breitete sich die cumbia in den Regionen von Cartagena, Santa Marta und Magdalena aus. Die wahre cumbia war ein Ritualtanz und begann mit sehr langsamen Rotationen, dauerte Stunden und Tage...wie eine Reise ohne Wiederkehr. 

    "Gib mir deine Cumbia 
     gib mir deinen Porro 
     gib mir deinen Merecumbé 
     mit deinen hübschen Frauen 
     mit deiner herrlichen Landschaft 
     mit deinem köstlichen Schnaps 
     möchte ich genießen in Kolumbien." 
     (Giullermo Portavales "Cumbiamba")

In diesem rituellen, erotischen Tanz repräsentiert die Frau das indianische und der Mann das afrikanische Element. Die Frau hält ein Bündel von brennenden Kerzen in der Hand, während der Mann sie mit lasziven Bewegungen umwirbt, ohne sie jedoch zu berühren. Es ist die Frau, die die Kerzen trägt, denn sie ist das Licht, das den Mann auf seinen Wegen führt. Die Paare tanzen im Kreis um die Musiker herum. Die Männer tragen weiße Hosen und Hemden, ein rotes Halstuch, einen Hut aus Palmenfasern und haben Indiobeutel bzw. Machetenfutterale umgehängt. Die Frauen sind mit langen, weiten Röcken (polleras) und Rüschenblusen im traditionellen Rotweiß-Karomuster bekleidet. Das Ritual beginnt: die Männer versuchen die Frauen zu erobern; diese weichen aus, lassen sie ins Leere laufen, geben sich ihnen momentan hin... 

Nachts markierten die afrikanischen Trommeln den Rhythmus zur glühenden Melodie der indianischen Gaitas, zur Ergötzung der Herrschenden, die ihre Logen auf den Mauern von Cartagena De Indias aufstellten und so die Schwarzen und Indios beobachteten, die am Strand um ein riesiges Feuer spielten und tanzten. (Historische Beschreibung) 

Die cumbia war zum Anfang nur ein Tanz ohne Gesang, der noch im 17. Jahrhundert ausschließlich von Trommeln begleitet wurde. Erst später wurden die Instrumente mit indianischen und europäischen Elementen erweitert. Die wichtigsten indianischen Instrumente sind die gaitas und die maracas. Die gaitas, nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen europäischen Instrumenten, sind Flöten, die aus einem Kaktus (cardón) hergestellt und traditionell von den Cuna-Indios im Choco-Urwald und den Kogis in der Sierra Nevada von Santa Marta gespielt werden. Die weibliche gaita besitzt fünf Öffnungen und trägt die Melodie bzw. den Gesang. Die männliche gaita hat nur ein Loch und markiert die tiefen Töne d.h. den Takt des Liedes. Der schwarze Kopf dieser Flöte ist aus mit pulverisierter Pflanzenkohle gemischtem Bienenwachs gefertigt; das Mundstück besteht aus einem Stück Entenfeder. Als zweites indianisches Instrument gelten die maracas, kleine Kalebassen- Kürbisse, die mit Samen, kleinen Steinen oder Reis gefüllt sind. Außerdem kommen in der Cumbia-Musik drei verschiedene Trommeln vor - die männliche Trommel el llamador (Rufer) von etwa 25 cm Höhe, die weibliche Trommel el alegro von 70 cm und der bombó oder auch tambora mit zwei Membranen. In jüngerer Zeit waren in der Cumbia-Musik auch die Klänge des europäischen Akkordeons zu finden, später kamen auch die caja (Marschtrommel), die Klarinette, verschiedene andere Blasinstrumente und das Klavier hinzu. 

Die cumbia erscheint als musikalische Matrize, die regional spezifische Musikstile umschließt: den bullerengue, den porro, chandé, die puya, gaita, den mapalé, merengue, paseo, fandango, den abosao, den paseo vallenato und andere. Die Themen der Lieder besingen die Frau, die Liebe, die Natur und den Alltag der Karibik-Bewohner. Banale Texte wie "Ich habe mein Kettchen verloren" wechseln sich ab mit politischen Manifesten wie "Ich möchte aufschreien, aber sie lassen mich nicht..." Ein gutes Beispiel ist "La Zenaida" von Armando Hernandez: 

"Am frühen Morgen verläßt Zenaida ihr Elendsviertel,  steckt ihre Zigarre an und geht los, um reife Früchte zu verkaufen.  Zenaida hat hart zu laufen mit ihren Sandalen, 
eine reife Frucht, die Frau der Straße,  Negrita aus dem Mangrovenwald, Ameise der Stadt...  
Deine Frucht schmeckt mir nach Cumbia, Cumbia meines Meeresstrandes. 
Zenaida, tanz meine Cumbia, tanz meine Cumbia..." 

Heute hat die cumbia auch die Discotheken und Festivals der kolumbianischen Karibik-Küste erobert. Durch die vielen Radiostationen begleitet sie die Bewohner im Norden Kolumbiens in allen Lebenssituationen. Das wichtigste Cumbia-Festival findet jedes Jahr im Juni in El Banco/Magdalena statt. Eine der bekanntesten Cumbia-Gruppen sind die Corraleros de Majagual, begründet 1959 von Antinio (Toño) Fuentes, dem legendären Urheber von Discos Fuentes, dem größten Label für musica tropical in Kolumbien. 

Der wohl bedeutendste Cumbia-Hit wurde im Jahre 1962 von Wilson Choperena komponiert und zunächst von Pedro Salcedo, in der Folge von allen wichtigen Cumbia-Orchestern interpretiert - "La Pollera Colora". Mit diesem Lied trat die Cumbia ihren Siegeszug durch das "kalte Land" (tierra fria) der Bergregionen Kolumbiens an und gelangte schließlich auch zu internationalem Erfolg.